Semitendinosussehne


Die Semitendinosussehne ist Teil des Semitendinosus-Muskels, der zu den Beugemuskeln an der Rückseite des Oberschenkels gehört. Dieser hat eine wichtige Rolle bei der Beugung des Kniegelenkes und bei der Innenrotation des Unterschenkels. Die Semitendinosussehne ist eine der längsten Sehnen im menschlichen Körper und läuft vom Becken bis zum Schienbein.


Anatomie und Funktion

Der Semitendinosus Muskel hat seinen Ursprung hinten am Becken (Sitzbeinhöcker) und heftet sich über seine Sehne am Schienbein an. Zusammen mit dem Musculus biceps femoris und dem Musculus semimembranosus bildet er die ischiocrurale Muskulatur, deren Sehnen auch als Hamstring Sehnen bezeichnet werden.

Die Sehne überträgt die Kraft des Semitendinosus-Muskels, unterstützt sowohl die Kniebeugung als auch die Innenrotation des Unterschenkels und stabilisiert das Hüftgelenk.

Verletzungen: Verletzungen der Semitendinosussehne können bei Aktivitäten mit plötzlichen, explosiven Beugebewegungen des Kniegelenkes oder bei chronischen Überlastungen entstehen. Dazu zählen Einrisse oder Entzündungen der Sehne.

Behandlung: Die Behandlungsoptionen reichen von konservativen Maßnahmen wie Ruhe, physikalischer Therapie, fokussierter Stosswelle und ACP (Autologes Conditioniertes Plasma) bis hin zu chirurgischen Eingriffen bei vollständigen Abrissen der Hamstringsehnen vom Sitzbeinhöcker.

Verwendung als Tranplantat

Die Semitendinosussehne wird häufig als Transplantat in der rekonstruktiven Kniechirurgie verwendet, insbesondere für die Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes (VKB). Diese Verwendung beruht auf ihrer optimalen Länge und Stärke, die eine hohe biomechanische Stabilität im Knie gewährleisten.

Vorteile als Transplantat:

  • Biomechanische Eigenschaften: Die Sehne ist stark und widerstandsfähig.
  • Geringe Entnahmemorbidität: Die Entnahme der Semitendinosussehne führt im Vergleich zu anderen Transplantaten wie der Patellarsehne zu weniger postoperativen Schmerzen und schnellerer Rehabilitation.

Nachteile als Transplantat:

  • Technische Herausforderungen: Die Präparation und Entnahme der Sehne erfordern spezielle chirurgische Fähigkeiten.
  • Mögliche Funktionseinschränkungen: Nach der Entnahme kann es zu einer vorübergehenden oder anhaltenden Schwächung der Beugung im Knie und zu einer funktionellen Einschränkung der Innenrotation des Unterschenkels sowie zu einer Schwächung der dynamischen medialen Stabilisatoren des Kniegelenkes kommen.

Die Semitendinosussehne wurde lange Zeit als Standard Transplantat in der Kreuzbandchirurgie verwendet. Aufgrund der oben angeführten Nachteile wird in den letzten Jahren zunehmend das mittlere Drittel der Quadrizepssehne für Rekonstruktionen des vorderen Kreuzbandes verwendet.

Mein Rat als Kniespezialist

Die Semitendinosussehne hat eine wichtige Funktion bei der Innenrotation und bei der dynamischen Stabilisierung des Kniegelenkes. Besonders bei Fußballspielern und beim Vorliegen einer Innenseitenbandverletzung sollte die Semitendinosussehne nicht als Transplantat für eine Kreuzband OP entnommen werden.

Zum Autor

Priv.Doz. Dr.Markus Figl

ist Facharzt für Orthopädie und Traumatologie, Facharzt für Unfallchirurgie und Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger. Als Sportarzt praktiziert er in seinen Ordinationen in Wien 1190 und in 3430 Tuln.

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