Schubladenphänomen
Das Schubladenphänomen ist ein klinisches Symptom, das auf eine Instabilität des Kniegelenks hindeutet und häufig bei Verletzungen der Kreuzbänder (z. B. Kreuzbandriss), insbesondere des vorderen Kreuzbandes (VKB), auftritt. Der Name des Phänomens leitet sich von der charakteristischen Bewegung ab, die bei der Untersuchung des Kniegelenks beobachtet werden kann: Der Unterschenkel lässt sich im Vergleich zum Oberschenkel wie eine Schublade nach vorne verschieben.
Untersuchung
Der Test zum Nachweis des Schubladenphänomens wird durchgeführt, indem der Patient auf dem Rücken liegt und das betroffene Bein leicht angewinkelt ist. Der Untersucher umfasst dann mit beiden Händen den Unterschenkel knapp unterhalb des Knies und übt einen sanften, aber festen Zug nach vorne aus.
- Positiver Befund: Wenn sich der Unterschenkel im Vergleich zum Oberschenkel übermäßig nach vorne verschieben lässt, spricht man von einem positiven Schubladenphänomen. Dies deutet auf eine Schädigung oder Ruptur des vorderen Kreuzbandes (VKB) hin, das für die Stabilisierung des Kniegelenks gegen vordere Verschiebungen des Unterschenkels verantwortlich ist.
- Varianten: Um die Diagnose zu präzisieren, können verschiedene Varianten des Tests angewandt werden, wie z.B. der Lachman-Test, der vordere Schubladentest und der Pivot-Shift-Test.
Vorteile des Schubladen-Tests
- Einfache und schnelle Durchführung: Der Test kann in der klinischen Praxis ohne spezielle Geräte durchgeführt werden.
- Hohe Sensitivität: Das Schubladenphänomen ist ein relativ zuverlässiger Indikator für eine VKB-Verletzung, insbesondere bei vollständigen Rupturen.
Einschränkungen
- Spezifität: Ein positives Schubladenphänomen kann auch bei Verletzungen anderer Strukturen des Kniegelenks, wie z.B. des hinteren Kreuzbandes (HKB) oder der Seitenbänder, auftreten.
- Subjektivität: Die Beurteilung der Verschiebbarkeit des Unterschenkels ist bis zu einem gewissen Grad subjektiv und hängt von der Erfahrung des Untersuchers ab.