Unterarmfaszie


Die Unterarmfaszie ist eine bindegewebige Struktur, die die Muskeln, Nerven und Blutgefäße im Unterarm umhüllt und schützt. Sie besteht aus mehreren Schichten und spielt eine wichtige Rolle für die Kraftübertragung, die Muskelunterstützung und die Stabilisierung des Unterarms.


Anatomie und Schichten

Die Unterarmfaszie lässt sich in verschiedene Schichten einteilen:

  • Fascia superficialis: Die oberflächlichste Schicht, die den gesamten Unterarm umgibt und subkutanes Fettgewebe enthält.
  • Fascia antebrachii: Die tiefste Schicht, die die Muskeln des Unterarms in verschiedene Kompartimente einteilt. Die Fascia antebrachii ist besonders stark ausgeprägt im Bereich des Handgelenks, wo sie das Retinaculum flexorum (Karpalband) bildet. Das Retinaculum flexorum ist eine dicke Bindegewebsstruktur, die den Karpaltunnel bildet und die Beugesehnen der Finger und den Nervus medianus umschließt.
  • Intermuskuläre Septen: Innerhalb des Unterarms teilt die Fascia antebrachii die Muskeln in verschiedene Kompartimente und bildet intermuskuläre Septen. Diese Septen dienen als Ansatzstellen für Muskeln und tragen zur Kraftübertragung bei.

Funktion

Die Unterarmfaszie hat verschiedene Funktionen:

  • Kraftübertragung: Sie ermöglicht eine effiziente Kraftübertragung von den Muskeln auf die Sehnen und Knochen.
  • Muskelunterstützung: Sie umhüllt und unterstützt die Muskeln des Unterarms, wodurch sie eine optimale Funktion gewährleisten können.
  • Kompartimentierung: Die Einteilung der Unterarmmuskulatur in verschiedene Kompartimente verhindert ein übermäßiges Anschwellen der Muskeln bei Aktivität und sorgt für eine geordnete Anordnung.
  • Schutz: Sie schützt die Muskeln, Nerven und Blutgefäße des Unterarms vor Verletzungen.

Klinische Bedeutung

Erkrankungen oder Verletzungen der Unterarmfaszie können verschiedene Probleme verursachen:

  • Kompartmentsyndrom: Eine Druckerhöhung innerhalb eines Muskelkompartiments, z.B. durch Blutungen, Schwellungen oder Entzündungen, kann zu einer Kompression von Nerven und Blutgefäßen führen und schwere Schäden verursachen.
  • Dupuytren-Kontraktur: Hierbei kommt es zu einer Verdickung und Verkürzung der Palmarfaszie, der Faszie an der Handinnenfläche, was zu einer Beugekontraktur der Finger führt.
  • Karpaltunnelsyndrom: Eine Verdickung oder Reizung des Retinaculum flexorum, des Karpalbandes, kann zu einer Kompression des Nervus medianus im Karpaltunnel führen. Dies äußert sich in Schmerzen, Kribbeln und Taubheitsgefühl in den Fingern, die vom Nervus medianus versorgt werden.

Behandlung

Die Behandlung von Erkrankungen der Unterarmfaszie hängt von der spezifischen Ursache und dem Schweregrad ab. Mögliche Optionen sind:

  • Konservative Therapie: Ruhigstellung, Kühlung, Schmerzmedikamente, Physiotherapie oder Ergotherapie.
  • Injektionen: Kortisoninjektionen können bei Entzündungen helfen, den Druck auf Nerven zu reduzieren.
  • Operation: Bei schweren Fällen, wie z. B. dem Karpaltunnelsyndrom oder der Dupuytren-Kontraktur, kann eine Operation erforderlich sein, um den Druck zu entlasten oder die betroffene Faszie zu entfernen oder zu lösen.

 

Zum Autor

Dr. Markus Figl - Kniespezialist

Priv.Doz. Dr.Markus Figl

ist Facharzt für Orthopädie und Traumatologie, Facharzt für Unfallchirurgie und Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger. Als Sportarzt praktiziert er in seinen Ordinationen in Wien 1190 und in 3430 Tuln.

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