Knochenmarködem (KMÖ)

von OA Priv. Doz. Dr. Markus Figl

Hatten Sie schon einmal unerklärliche Knochenschmerzen, die einfach nicht verschwinden wollten? Mussten Sie nach einer Verletzung mit anhaltenden Schmerzen leben, obwohl die Heilung eigentlich abgeschlossen sein sollte? Dann könnte ein Knochenmarködem dahinterstecken. Ein Knochenmarködem ist eine ungewöhnlich starke Flüssigkeitsansammlung im Knochenmark. Es handelt sich hierbei um ernste orthopädische Erkrankung, die eine genaue Diagnose und eine angemessene Behandlung erfordert.



knochenmarkoedemUnerklärliche Schmerzen können ein Indiz für ein Knochenmarködem sein. Eine rasche Abklärung durch einen Facharzt ist hier zu empfehlen.

Die wichtigsten Infos in Kürze

Wie gefährlich ist ein Knochenmarködem?

Es handelt sich um eine lokal begrenzte Erkrankung im Knochen. Bei adäquater Therapie ist meist eine vollständige Heilung möglich. Langfristige Komplikationen treten nur in seltenen Fällen auf. Zum Beispiel in Form eines chronischen Knochenmarködems oder einer Knochennekrose (Absterben eines Knochenteils).

Für Sportler sind Knochenmarködeme besonders belastend, da sie die Leistungsfähigkeit massiv beeinträchtigen und die Karriere gefährden können.

Wie wird ein Knochenmarködem behandelt?

Die Behandlung von Knochenmarködemen variiert je nach Ursache und Schweregrad. Manchmal reichen konservative Maßnahmen wie fokussierte Stoßwellentherapie, Entlastung des betroffenen Gelenks, physikalische Therapie und Schmerzmittel aus. In schwereren Fällen kann eine spezielle Infusionstherapie mit Zoledronat (Aclasta) oder eine minimal-invasive Operation (intraossäre Bioplastie) erforderlich sein.

Knochenmarködem: Definition

Als Knochenmarködem (KMÖ) bezeichnet man die Ansammlung von Flüssigkeit im Knochenmark. Diese Ansammlung führt zu einer Schwellung.
Das Ödem zeigt sich typischerweise auf MRT-Aufnahmen als heller oder weißer Bereich. Es zeigt den erhöhten Flüssigkeitsgehalt an. 

Die betroffene Region kann schmerzhaft sein und ist ein wichtiger Indikator für zugrunde liegende Probleme. Beispielsweise für Frakturen des Knochens, Entzündungen, Infektionen oder degenerative Knochenerkrankungen.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen und Risikofaktoren für Knochenmarködeme sind vielfältig und können physikalische Traumata, biologische Prozesse oder auch Krankheitszustände umfassen. Hier einige der wichtigsten Risikofaktoren:

  1. Verletzungen
    Stürze, Unfälle oder wiederholte Überlastungen bei bestimmten Sportarten rufen häufig Mikroverletzungen im Knochen hervor. Die Folge einer solchen Verletzung ist oftmals eine Flüssigkeitsansammlung im Knochen.
  2. Entzündliche Erkrankungen
    Krankheiten wie Arthritis oder eine Infektion des Knochens lösen Entzündungen im Knochen aus. Diese Entzündungen sind eine häufige Ursache für Knochenödeme.

  3. Durchblutungsstörungen
    Eine verminderte Blutzufuhr zu bestimmten Knochenbereichen – oft verursacht durch Gefäßerkrankungen oder spezifische Knochenanomalien – kann zum Absterben von Knochengewebe führen. Das tote Gewebe verursacht dann sekundär ein Ödem.

  4. Tumore
    Sowohl gutartige als auch bösartige Tumore stören die Knochenstruktur oder üben Druck auf das Mark aus.

  5. Medikamente
    Auch die langfristige Einnahme bestimmter Medikamente, insbesondere von Steroiden und anderen entzündungshemmenden Substanzen, begünstigt die Entstehung von Knochenödemen.

Weitere Risikofaktoren:

  • Hohe sportliche Aktivität ohne ausreichende Erholungsphasen, vorwiegend bei Sportarten mit hoher Stoßbelastung wie Laufen oder Springen.
  • Bestehende Knochenerkrankungen wie Osteoporose oder vorangegangene Knochenbrüche, die die Knochenstruktur schwächen.
  • Chronische systemische Entzündungen, wie sie für Autoimmunerkrankungen typisch sind.
  • Lebensstilfaktoren wie Rauchen oder übermäßiger Alkoholkonsum, die die Knochendichte und -durchblutung beeinträchtigen.
  • Ältere Menschen und Frauen nach der Menopause sind aufgrund von Veränderungen der Knochendichte und des Hormonhaushalts besonders gefährdet.

Symptome

Die Symptome unterscheiden sich je nach Schweregrad der Erkrankung. Zu den häufigsten Anzeichen zählen Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen.

  • Schmerzen: Sie sind das auffälligste Symptom eines Knochenmarködems. Die Beschwerden im betroffenen Bereich treten sowohl in Ruhe als auch bei Bewegung auf. Die Schmerzintensität reicht von leicht bis stark. Im schlimmsten Fall sind die Patienten in ihren täglichen Aktivitäten stark eingeschränkt.

  • Druckempfindlichkeit: Der betroffene Knochenbereich reagiert empfindlich auf Druck oder Berührung. Das Druckgefühl entsteht durch die Schwellung.

  • Gelenksteife: Das betroffene Glied fühlt sich oft steif an, besonders morgens oder nach einer Ruhephase. Dies kann sich im Laufe des Tages verschlimmern und die Betroffenen daran hindern, ihren Alltag zu bewältigen.

 

Mehrere MRT-Bilder zeigen ein typisches KnochenmarködemNur ein MRT (Magnetresonanztherapie) gibt definitiv Aufschluss über ein Knochenmarködem

Wo kann ein Knochenmarködem auftreten?

Besonders häufig kommen Knochenmarksödeme im Knie-, Hüft- und Sprunggelenk vor.

Diagnose

Bei Verdacht auf ein Knochenmarködem kann die definitive Diagnose nur mithilfe einer Magnetresonanztomographie (MRT) gestellt werden.

Therapie und Behandlung

Durch die frühzeitige Erkennung und geeignete Therapie können die Symptome eines Knochenmarködems gelindert und Langzeitfolgen vermieden werden. Eine vollständige Heilung ist bei einem Knochenmarködem meist möglich.

Knie und Hüfte

Eine Entlastung des betroffenen Gelenkes, spezielle Orthesen und physikalische Therapiemaßnahmen lindern die Schmerzen und verbessern die Beweglichkeit.

Mit einer fokussierten Stosswellentherapie kann das Knochenmark stimuliert und das Ödem reduziert werden.

Als erfolgreiche und extrem nebenwirkungsarme neue Option erwies sich die ambulante Therapie mit intravenös applizierten Biphosphonaten. Wir verwenden hierfür eine einmalige Infusion von Zoledronat (Aclasta®) 5 mg. Eine rasche Schmerzlinderung tritt meist wenige Tage nach der Infusion auf.

In einer Beobachtungsstudie aus München wurden über einen Zeitraum von 4 Jahren 200 Patienten welche an einem Knochenmarködem litten mit intravenösen Biphosphonaten behandelt. Eine komplette Remission mit völligem Schwund des Knochenmarködems in der Magnetresonanztomographie und Beschwerdefreiheit war in 80% aller Patienten nach Abschluss der Behandlung zu verzeichnen.

Bei 15 % der Patienten zeigte sich eine deutliche Reduktion des Knochenmarködems, jedoch bei einem anhaltenden geringen Restödem.

Als typische Nebenwirkung war nach der ersten Infusion in 10% der Patienten eine unterschiedlich starke „Akute-Phase-Reaktion“ mit Gliederschmerzen, Temperaturerhöhung und Krankheitsgefühl zu beobachten, die aber in keinem Falle einer speziellen Therapie bedurfte oder bleibende Schäden verursachte.

In schweren Fällen kann bei einem Knochenmarködem auch eine chirurgische Behandlung erforderlich sein. Operative Eingriffe wie die Knochenmarkstimulation durch Anbohrung oder die intraossäre Bioplastie können helfen das geschädigte Gewebe zu reparieren und die Heilung zu fördern.

Bei der intraossären Bioplastie wird das Knochenmark mit thrombozytenreichem Plasma (ACP/PRP) oder Knochenersatzmaterial aufgefüllt.

Dieses Verfahren dient dazu, den geschädigten, weichen Knochen zum Umbau anzuregen. Hierbei wird der natürliche Heilungsprozess unterstützt, um die normale Knochenanatomie und Knochenfunktion wiederherzustellen. Unter Bildwandlerkontrolle (mobiles Röntgengerät) wird das Knochenmarködem minimal invasiv angebohrt und das thrombozytenreiche Plasma (ACP/PRP) oder ein Knochenersatzmaterial eingespritzt. 

Insgesamt stehen also eine Vielzahl von Therapiemöglichkeiten bei Knochenmarködem zur Verfügung, die individuell auf die Bedürfnisse und den Schweregrad der Erkrankung zugeschnitten werden können. Eine frühzeitige Diagnose und ein umfassendes Behandlungskonzept sind entscheidend, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Sie leiden an einem Knochenmarködem?


Heilungsaussichten und Nachbehandlung

Die Heilungsaussichten bei Knochenmarködem hängen von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Schwere der Erkrankung, der Ort des Ödems, Ursache des Knochenmarködems und die Wirksamkeit der gewählten Behandlungsmethoden.

In vielen Fällen ist die Prognose bei Knochenmarködem ungewiss, da es sich um eine Erkrankung handelt, die oft lange Zeit in Anspruch nehmen kann, um zu heilen.

Die Heilungsaussichten bei Knochenmarködem sind oft besser, wenn die Erkrankung frühzeitig diagnostiziert wird und eine angemessene Behandlung relativ schnell begonnen wird. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Patienten, Ärzten und Therapeuten ist entscheidend für den Erfolg der Behandlung.

Ein Patient mit Knochenmarködem auf Krücken

Häufige Patientenfragen

Wie lange dauert die Heilung bei einer Erkrankung?

Die Heilungsdauer bei einem Knochenmarködem ist ein komplexes und individuelles Thema, das von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Ein Knochenmarködem tritt auf, wenn sich Flüssigkeit im Knochenmark ansammelt und zu Schwellungen, Schmerzen und Einschränkungen der Mobilität führen kann. Die Heilungsdauer hängt dabei von der Ursache des Ödems, dem Schweregrad der Symptome, der Behandlungsmethode und der individuellen Gesundheit des Patienten ab.

In der Regel kann die Heilungsdauer bei einem Knochenmarködem mehrere Wochen bis Monate betragen. Eine frühzeitige Diagnose und eine gezielte Behandlung sind entscheidend, um die Heilung zu fördern und mögliche Komplikationen zu vermeiden. Die Behandlung kann eine Kombination aus Ruhe, physiotherapeutischen Maßnahmen, Medikamenten und in einigen Fällen auch operativen Eingriffen umfassen.

Die Genesung von einem Knochenmarködem erfordert Geduld, Disziplin und die Bereitschaft, den Heilungsprozess aktiv zu unterstützen. Regelmäßige ärztliche Kontrollen, angepasste Bewegungsübungen und eine gesunde Lebensweise können dazu beitragen, die Heilungsdauer zu verkürzen und die langfristige Gesundheit des Patienten zu fördern.

Lässt sich die Heilung beschleunigen?

Eine Möglichkeit, die Heilung bei einem Knochenmarködem zu beschleunigen, könnte in der gezielten Verwendung von regenerativen Therapien liegen. Durch die Stimulierung des körpereigenen Heilungsprozesses könnte es möglich sein, die Regeneration des geschädigten Gewebes zu beschleunigen und die Symptome schneller zu lindern. Regenerative Therapien wie Stammzelltherapie oder Wachstumsfaktoren könnten dabei eine vielversprechende Option darstellen, um die Heilung bei einem Knochenmarködem zu unterstützen.

Darüber hinaus ist es wichtig, den Faktor Zeit bei der Behandlung eines Knochenmarködems zu berücksichtigen. Eine frühzeitige Diagnose und ein schneller Behandlungsbeginn können entscheidend sein, um eine langwierige Genesung zu vermeiden. Durch eine umfassende Untersuchung des Patienten, eine präzise Diagnosestellung und einen individuell angepassten Behandlungsplan kann die Heilung beschleunigt und die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden.

Gibt es wirksame Hausmittel gegen ein Knochenmarködem

Ein Knochenmarködem ist eine schmerzhafte Erkrankung, die das tägliche Leben stark beeinträchtigen kann. Oft suchen Menschen nach Alternativen zur konventionellen Medizin, um ihre Beschwerden zu lindern. In solchen Fällen werden oft "Hausmittel bei Knochenmarködem" erwogen. Diese natürlichen Behandlungsmethoden haben sich im Laufe der Zeit bewährt und bieten eine sanfte Ergänzung der ärztlichen Therapie:

  • Die Anwendung von kalten Kompressen auf die betroffene Stelle. Die Kälte kann helfen, Schwellungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern.
  • Die Einnahme von entzündungshemmenden Nahrungsergänzungsmitteln wie Omega-3-Fettsäuren oder Kurkuma kann dazu beitragen, Entzündungen im Körper zu reduzieren und die Symptome des Knochenmarködems zu lindern.
  • Wichtig ist es auch, sich ausreichend Ruhe zu gönnen und das betroffene Gelenk zu schonen. Eine gesunde Ernährung, reich an Vitaminen und Mineralstoffen, kann ebenfalls dazu beitragen, den Heilungsprozess zu unterstützen.

Insgesamt können Hausmittel bei Knochenmarködem eine wirksame und natürliche Methode sein, um die Symptome zu lindern und die Genesung zu fördern. Es ist jedoch wichtig, bei anhaltenden Beschwerden oder Verschlechterung der Symptome einen Arzt aufzusuchen, um eine angemessene medizinische Behandlung zu erhalten.

Zum Autor

Dr. Markus Figl - Kniespezialist

Priv.Doz. Dr.Markus Figl

ist Facharzt für Orthopädie und Traumatologie, Facharzt für Unfallchirurgie und Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger. Als Sportarzt praktiziert er in seinen Ordinationen in Wien 1190 und in 3430 Tuln.

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